In meinem Himmel

The Lovely Bones

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Detlef P.
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In meinem Himmel

Beitrag von Detlef P. »

[img]http://tengossip.com/wp-content/uploads/2009/11/lovelybones112409.jpg[/img]

USA/NZ, 2009
Regie: Peter Jackson
Darsteller: Saoirse Ronan, Mark Wahlberg, Rachel Weisz, Stanley Tucci, Susan Sarandon, Michael Imperioli, Rose McIver, Reece Ritchie,

"Pennsylvania, Anfang der 70er-Jahre. In einem Vorort führt Susie (Saoirse Ronan) mit ihren Eltern (Rachel Weisz, Mark Wahlberg) und zwei Geschwistern ein behütetes Bilderbuchleben. Alles scheint auf eine unbeschwerte US-Pubertät zuzulaufen, bis die lebenslustige 14-Jährige vom unscheinbaren Nachbarn Mr. Harvey (Stanley Tucci) in eine Falle gelockt und ermordet wird. Anstatt direkt ins Jenseits zu fahren, verharrt Susies Seele in einer Zwischenwelt, in der ihre Emotionen, Wünsche und Ängste fantastische Gestalt annehmen. Von dieser spirituellen Warte aus beobachtet Susie in "In meinem Himmel", wie ihre Lieben trauern und die Suche der Polizei im Sande verläuft. Beseelt von Rachegefühlen und Sehnsucht nach ihrem alten Leben beginnt sie, ihren Vater auf die Spur des Täters zu lenken. Doch je mehr Susies Präsenz spürbar wird, desto stärker bricht ihre Familie auseinander.

Nach der Mammutadaption von Tolkiens "Der Herr der Ringe"-Trilogie etabliert sich Peter Jackson mit "In meinem Himmel" endgültig als Experte für schwer verfilmbare Vorlagen. Während in Alice Sebolds Roman die Charakterzeichnung der Hinterbliebenen den eigentlichen Raum einnimmt, fokussiert sich Regisseur Jackson auf Susie und ihre Zwischenwelt. Dass sich dadurch die handelnden Figuren nicht gänzlich entfalten können, lässt sich gut verkraften, da das gesamte Ensemble packende Schauspielleistungen abliefert - allen voran Jungaktrice Saoirse Ronan, deren frappierend reale Stimmungsschwankungen sich kongenial in den atemberaubenden Traumweltsequenzen widerspiegeln.

Zudem beschränkt sich Jacksons visuelle Meisterschaft nicht auf opulente Computertricks. Die auf Erden spielenden Szenen sind derart grandios ausgestattet, dass man sich förmlich in die heile Welt der 70er-Jahre zurückversetzt fühlt, über die das Grauen um so schockierender hereinbricht. Speziell in diesen Thrillermomenten läuft Jackson zu inszenatorischer Höchstform auf. So verzichtet er darauf, Susies Vergewaltigung wie im Buch darzustellen, sondern lässt ihre Seele in einer Art symbolhaftem Albtraum langsam erkennen, was mit ihr passiert ist. "In meinem Himmel" wirkt damit wie ein brillant komponiertes Bilderbuch, das all diejenigen berühren wird, die sich darauf einlassen." (www.cinema.de)

Ich scheue mich nicht es zu sagen: Der beste Film, den Peter Jackson jemals gedreht hat!!!
Ich habe absolut und nicht den Hauch einer Ahnung warum so viele Kritiker und auch normale Kinogänger so über diesen Film wettern. Eine 6,7 bei imdb ist in meinem Augen ein Schlag ins Gesicht und beinahe schon eine Frechheit für dieses, an ein Meisterwerk grenzendes Stück Film.
Beinahe noch unverständlicher ist die Tatsache, dass der Film lediglich eine(!) Oscarnominierung bekommen hat.
Ich meine, wenn Filme wie "Memento" und "Reqiem for a Dream" ignoriert werden wundert und ärgert man sich ja eigentlich schon. Aber dieser Film ist doch genau die Art von Film auf die diese verfluchten Oscar-Wichser so abfahren. Großes Drama, große Schauspieler, große Gefühle, eine Handvoll Stars, ein bereits ausgezeichneter Regisseur der als Meister seines Fachs gilt (was ich ihm nach DIESEM Film sogar fast bestätigen möchte) und trotzdem kriegt der Film nur eine einzige popelige Nominierung???
Das ist für mich beinahe die größte Ungerechtigkeit die diesem Film widerfahren ist.
Vor allem wenn ich bedenke was für ein scheiß Gewese um "Herr der Ringe" gemacht wurde, der nicht mal im Ansatz an die hier gezeigte Perfektion heranreicht und trotzdem alle Loblieder, Kritiken und Preise rektal eingeführt bekam. Einfach unglaublich!!!!!!!

Gut, nach meinem Wort zum Sonntag kommen wir nun mal zum Film.
Als erstes zwei Worte von mir: Saoirse Ronan!
Scheiße, ich liebe sie in dieser Rolle, und ich vergöttere sie in dieser Rolle. Sie ist so ultimativ perfekt wie man es für eine Rolle nur sein kann. SIE hätte diese eine mickrige Oscarnominierung und alle anderen Preise dazu für ihre Rolle verdient. Sie spielt tatsächlich den kompletten restlichen Cast (der ja teilweise auch durchaus aus namenhaften Leuten besteht) so locker mit dem kleinen Finger an die Wand als hätte sie nie in ihrem Leben etwas anders gemacht.
Sie war übrigens auch damals die junge Ausgabe von Keira Knightley in "Abbitte" und bekam dafür mit 13 Jahren ihre erste Oscarnominierung (die sie hierfür sogar noch mehr verdient hätte).
Sie trägt diesen ganzen kompletten über zwei Stunden langen Film nahezu alleine. Einfach der Wahnsinn! Ich kann es tatsächlich jetzt schon kaum erwarten sie in ihrer nächsten Rolle sehen zu dürfen.

Der Film selbst ist eine so stimmige und gute Mischung aus intensivem Drama, spannendem Thriller und wunderschön-poetischen und fantastischen Bildern die einen einfach in ihrer zerbrechlichen Schönheit überwältigen.
Gerade die herzzerreißenden kleinen Details in den ersten zwanzig Minuten sind einfach traumhaft und zum heulen schön. Wie Susie Salmon sich die kleine Schneekugel betrachtet, ihre übertriebene Leidenschaft für die Fotografie entdeckt, oder sich ihrem großen Schwarm gegenüber in einer sehr intimen Szene total verwirrt und verunsichert verhält und trotzdem (beinahe) ihren ersten Kuss kriegt. Aber leider nur beinahe. Denn sie werden kurz vorher unterbrochen. Und leider wird das Susies letzter Tag auf Erden sein, sodass sie ihren ersten Kuss niemals erleben wird. Verdammt, ich bin immer noch total gerührt wenn ich an diese Szene nur denke.
Jackson zeigt sich jedoch auch im Verlauf des weiteren Films als gekonntes Genie was Dramaturgie und Spannungsverlauf angeht. Und gerade die Mischung aus erheiternden Szenen in den Momenten des zerbrechlichen Glücks und der gnadenlosen Verzweiflung über die geschehene Tat macht den Film so intensiv und eindringlich.
Überhaupt sind die Übergänge hier mehr als einmal mit 100%iger Eleganz gelöst worden. Wie Susie im Zwischenreich ankommt und sich dort erst zurecht finden muss hat etwas schaurig-erschreckendes aber komischerweise auch beinahe etwas beruhigendes an sich. Weil es jetzt an ihr liegt das Leid hinter sich zu lassen und sich zu befreien.
Und auch wenn der Film vielleicht in ein paar Szenen beinahe ein wenig kitschig wirkt ist es doch ein sehr zurückhaltender und angenehmer Kitsch, der selbst in der wundervollen Filmmusik nicht zu stark herausgestellt wird, die übrigens ebenfalls sehr eindringlich und melancholisch von Brian Eno geschrieben wurde.

Es könnten wohl nur wenige Menschen ein Film über das so ziemlich grauenhafteste Thema machen was man sich vorstellen kann, es aber so elegant verpacken, dass man mit hoffnungsvollem Gefühlen und Gedanken den Kinosaal verlässt. Peter Jackson hat es geschafft.
Und DAS werde ich ihm niemals vergessen...

Userkritik (Damien3)


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