Toy Story 2

In diesem Forum wird über Filme jeder Art diskutiert. Bitte prüfe vor Erstellung eines neuen Film-Threads, ob der Film bereits in der Liste der Filme A-Z vorhanden ist.

Moderatoren: Damien3, Detlef P., Murillo

Antworten
Benutzeravatar
Detlef P.
Der Auserwählte
Der Auserwählte
Beiträge: 6857
Registriert: Mo 11. Okt 2004, 10:37
Wohnort: Berlin

Toy Story 2

Beitrag von Detlef P. »

Bild

USA, 1999
Regie: John Lasseter, Ash Brannon, Lee Unkrich
Dt. Stimmen: Peer Augustinski, Walter von Hauff, Carin C. Tietze, Erik Schumann, Hartmut Neugebauer, Gerd Potyka, Ernst Wilhelm Lenik, Michael Rüth

"Einmal, nur einmal, ist es einer Trickfigur gelungen, uns wirklich zu berühren: in jener unvergesslichen Szene, als Bambis Mutter starb. Ein Moment, den kein Animationsfilm je wieder erreichen sollte. Kein anderes emotionales Geschütz konnte dem Tod der Mutter auch nur nahe kommen. Bei allem, was danach kam, sahen wir überdeutlich, dass es nur Trickfiguren waren, die mit uns ihr wenig dramatisches Leben teilten. Sie konnten uns zum Lachen bringen, vielleicht sogar zum Mitfiebern, aber mehr als Sympathie, geschweige denn Liebe, weckten sie nicht. Nun, das hat sich jetzt geändert: "Toy Story 2" ist die Revolution der Tricktechnik. Und fast hätte sie nie stattgefunden. Denn ursprünglich sollte der Film nur eine kleine Schlacht auf dem Videomarkt schlagen. Trotz des großen Erfolgs des ersten Teils beschlossen die Bosse der produzierenden Disney-Studios, die Fortsetzung nur als einstündiges Video zu verramschen. John Lasseter, der Regisseur des Erstlings und Chef der Disneyeigenen Computertrickfirma Pixar, stimmte zähneknirschend zu - und entwarf einen Plan…

Von seinen Autoren Andrew Stanton, Rita Hsiao, Doug Chamberlain und Chris Webb verlangte er eine ausgeklügelte Abenteuerstory, die den ersten Teil an Emotionalität noch übertreffen sollte - und der war immerhin als erster Animationsfilm der Geschichte für den Drehbuch-Oscar nominiert worden. Dazu entwarf Lasseter ein neues 3-D-Programm, das der Mimik der Figuren noch mehr Leben einhaucht. Ein Jahr päppelte Pixar sein unerwünschtes Kind, bis Lasseter im Herbst 1998 den Mächtigen der Mausfabrik das Storyboard für eine 90-minütige Fortsetzung vorlegte.

Und was die Herren sahen, ging auf keine Netzhaut. Sie gaben ihre spätes Okay, die Puppen doch noch im ganz großen Stil tanzen zu lassen. Und mit rund 100 Millionen Dollar genehmigten sie ihm nicht nur das Dreifache des ersten Teils, sondern auch das höchste Budget, das jemals für einen Trickfilm ausgegeben wurde. Von nun an riskierten 250 Frauen und Männer bei zwölfmonatigen Nonstop-Nachtschichten Ehe und Freundschaft. Nach dem letzten Pixar-Film "Das große Krabbeln" erweiterten sie die Rechenfähigkeit der Grafikcomputer um 40 Prozent - damit könnten sie jeden Hochleistungs-PC zum Rechenschieber degradieren. Sie schrieben allein für die Generierung neuer Haut- und Haar-Texturen 750 neue Zeilen Computercode (achten Sie auf das Fell von Hund Buster!). Sie entwarfen über 18 komplett verschiedene Schauplätze - mehr als in jedem anderen Animationsfilm zuvor. Sie feilten an Dialogen, als wären sie für Jack Nicholson bestimmt. Doch der größte Trick bestand darin, nicht nur die Figuren echt wirken zu lassen, sondern auch ihre Charaktere. Womit wir bei der nahezu existenzialistischen Story des Abenteuers wären.

Das Drama beginnt damit, dass Woody zusehen muss, wie sein Besitzer Andy ohne ihn ins Ferienlager fährt. Ihm dämmert, dass Andy zum Teenager heranwächst, der ihn nach dem ersten Kuss auf dem Dachboden entsorgen wird. Noch schlimmer kommt's, als der fette Spielzeugsammler Al ihn entführt, um die seltene Puppe an ein japanisches Museum zu verkaufen. Während die anderen Toys unter Führung von Buzz Lightyear zu einer haarsträubenden Odyssee aufbrechen, um Woody zu befreien, stürzt der in einen Gewissenskonflikt: Ist es nicht besser, den Lebensabend als Star eines Puppenmuseums zu fristen, als von Andy ausgemustert zu werden? In der Gefangenschaft lernt er das Cowgirl Jessie kennen, die - ebenfalls von ihrer Besitzerin verschmäht - Woodys Zweifel noch schürt…

Neben aller Rasanz schenkt Lasseter seinen Figuren - nein, Charakteren! - genügend Ruhe, um Seele zu zeigen: Etwa, wenn Woodys melancholische Gedanken über die Zukunft sich an Buzz Lightyears Pragmatismus reiben, das Hier und Jetzt zu genießen. Oder wenn die Angst des feigen Dinosauriers Rex auf die onkelhaften Beruhigungen seines (viel winzigeren) Freundes Charlie Naseweis stößt. Hinzu kommt eine unerschöpfliche Liebe zum Detail, die bis zu amüsanten Verweisen auf Filme wie "Krieg der Sterne", "Jurassic Park" oder die Elvis-Hommage "Viva Las Vegas!" reicht. Besonders flinke Augen können die Gaststars aus "Das große Krabbeln" erspähen. Und sogar Barbie, die Königin aller Puppen, hat ihren Auftritt. Für Teil Eins wollten die Matell-Lizenzhüter sie partout nicht hergeben - jetzt hätten sie wahrscheinlich selbst einer Stripnummer zugestimmt. Und Lasseter rächt sich für deren Humorlosigkeit, indem er Barbie als einzige Figur ohne Humor ausstattet: Bei einer Verfolgungsjagd im Spielzeugladen spielt die Blondine eine strenge Reiseleiterin. Das alles animiert die Computerpower von Pixar zu einem großen Abenteuer, bei dem sich sogar das Fell des Hundes Buster in feinsten Schattierungen sträubt. Wobei Lasseter nicht müde wird zu betonen, dass technische Superlative noch keine Magie erzeugen: "Das Publikum möchte seine liebgewonnenen Charaktere begrüßen."

Neben der Wiedersehensfreude erleben wir auch ein Stück Filmgeschichte. In zehn Jahren, wenn die Enkel von Lara Croft längst Hauptrollen in großen Dramen spielen, wird man "Toy Story 2" immer wieder zitieren: Als jenes Werk, das den Trickfilm in die dritte Dimension führte, weil es uns nicht nur zu Lachsalven hinriss, sondern auch zu Tränen rührte.

Wie jene Szene, in der sich Cowgirl Jessie als Gefangene des Spielzeugsammlers Al an ihre Besitzerin erinnert. In Rückblenden und untermalt von einer hinreißenden Ballade von Sarah MacLachlan sehen wir, wie das Mädchen einst ihre Puppe umhegte, herzte - und sie dann eines Tages, als die Pubertät nahte, gedankenlos in einem Karton auf die Straße stellte. Bei diesen Erinnerungen strahlt Jessies minutiös animiertes Gesicht so viel echten Schmerz aus, dass selbst die Actionfreaks im Publikum das Taschentuch zücken." (www.cinema.de)

Tja, ebenso wie Teil 1 auch Teil 2 am Wochenende nochmal gesehen. Und ich bin auch heute noch absolut der Meinung, dass "Toy Story 2" eine der ganz, ganz raren Fortsetzungen ist, die nicht nur mit dem Original mithalten kann, sondern es sogar noch überbietet.
Absolut geniale Weiterentwickung des Stoffes mit großartigen humoristischen Einlagen. Besonders die Odyssee durchden Spielzeugladen und ohne Frage eine der genialsten "Star Wars"-Parodien aller Zeiten, die auch heute noch brüllend komisch ist, heben diesen Film in den Animationsolymp.
Man hat beim Anschauen sogar beinahe das Gefühl, als wäre der erste Teil lediglich dazu gemacht worden um die Figuren zu etablieren, damit man im zweiten Teil jetzt mal so richtig durchstarten kann.
Ich bin mal gespannt, ob es diese Trilogie als erste der Filmgeschichte tatsächlich schafft von Film zu Film besser zu werden. Verdient hätte sie es ohne Frage!


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

Las-Vegas-Ambiente :fuckU: (Insider)
Antworten