D, 2007
Regie: Hans Weingartner
Darsteller: Moritz Bleibtreu, Elsa Sophie Gambard, Milan Peschel, Gregor Bloéb
"Fragen Sie mal in Ihrem Bekanntenkreis herum: Kennen Sie jemanden, der an der täglichen Ermittlung der Fernseh-Einschaltquoten beteiligt ist? Diese werden in 5500 ausgewählten Haushalten ermittelt, die mit einer so genannten Quotenbox ausgestattet sind, heißt es. Na, kennen Sie jemanden? Oder kennen Sie jemanden, der jemanden kennt, der schon einmal so eine Box bei sich zu Hause stehen hatte?
Ausgehend von dieser Überlegung entwickelt Hans Weingartner in seinem dritten Kinofilm nach "Das weiße Rauschen" und "Die fetten Jahre sind vorbei" eine wilde Mediensatire. Moritz Bleibtreu spielt den ebenso erfolgreichen wie egomanischen Produzenten Rainer, der für den Privatsender TTS Shows wie "Hol' dir das Superbaby" oder "Mein neuer Traumkörper" entwickelt. Insgeheim verachtet er sich selbst für den TV-Müll, den er täglich fabriziert, was er hinter einem verstärkten Drogenkonsum verbirgt.
Doch eines Tages wird Rainer auf unerwartete Weise von den Folgen seiner medialen Untaten eingeholt. Er trifft auf die junge Pegah (ausdrucksstark: Elsa Sophie Gambard), deren Großvater wegen einer falschen Anschuldigung in einer von Rainers Sendungen Selbstmord verübt hat. Durch die Begegnung mit Pegah wandelt sich Rainer. Er gibt seinen Job auf und wird zum Anführer einer Gruppe von TV-Rebellen, die das Quotensystem manipulieren und damit beträchtliche Verwirrung unter den Programmchefs auslösen: Alte Fassbinder-Filme und Polit-Reportagen erzielen auf einmal Rekordquoten, Krawall-Shows und "Superbaby"-Dauerbrenner rauschen ohne erkennbaren Grund in den Keller. Was sich sehr bald zum Vorteil des Landes auswirkt ...
Natürlich ist "Free Rainer - Dein Fernseher lügt" eine Utopie, aber eine extrem sympathische. Weingartner, der derzeit sein US-Debüt "Nanny" vorbereitet, beweist einmal mehr Mut zu unkonventionellen Außenseitergeschichten, die er radikal und konsequent umsetzt: Ein grober Keil gegen ein grobes Fernsehen." (www.cinema.de)
Yeah, was für ein genialer Schlag in die Fresse.
Als wäre Chuck Norris aus dem Urlaub zurückgekommen und hätte allen Schrott-TV-Produzenten und auch Schrott-TV-Guckern einen Round House-Kick in die Schnauze verpasst.
Das ist mal eine richtig geile Satire wie sie schon lange mal nötig war.
Ich fand ja Weingartners "Die fetten Jahre sind vorbei" schon wirklich gelungen. Aber hier übertrifft er einfach sich selbst.
Moritz Bleibtreu ist so absolut perfekt besetzt wie schon lange nicht mehr. Er ist vermutlich der einzige dem man beide Rollen glaubhaft abkauft. Sowohl den arroganten Arschloch-Fernsehproduzenten als auch den Anführer der Fernseh-Revoluzergruppe - und vor allem auch die Wandlung dahin.
Viele weitere tolle Darsteller veredeln den Film förmlich mit ihrer Performance, egal ob in kleinen oder in großen Rollen.
Die Botschaft und selbst die Inszenierung hat mich an manchen Stellen schon beinahe ein ganz kleines bisschen an alte Godard-Klassiker erinnert, so extrem konsequent und radikal geht Weingartner hier mit den in jeder Hinsicht relevanten Thema ins Gericht.
Zugegeben ist der Film leider eine schöne Utopie, aber man wird ja nochmal träumen dürfen. Erstrecht wenn der Traum so großartig ist wie hier.
(Insider)