
Bra., 2007
Regie: José Padilha
Darsteller: Wagner Moura, André Ramiro, Caio Junqueira, Milhem Cortaz, Fernanda Machado
"Korrupte Polizisten gegen eine Armee von Drogendealern: Das brasilianische Copmovie "Tropa de Elite" wurde 2008 auf der Berlinale mit dem Goldenen Bären ausgezeichnet. Die Entscheidung der Jury war seinerzeit umstritten, denn manche Festivalgänger werteten den Film als blankes Selbstjustizkino. Man könnte es aber auch anders sehen: "Tropa de Elite" wirft einen Blick in die Hölle und lässt keine Zweifel daran, dass es aus diesem Schlund kein Entkommen gibt.
Hintergrund der Handlung ist ein realer Vorfall aus dem Jahr 1997. Damals wollte Papst Johannes Paul II. eine Nacht in einem Problemviertel von Rio de Janeiro verbringen, das daraufhin eigens von einem Spezialkommando der Polizei monatelang "gesäubert" wurde. Es kam zu gewalttätigen Übergriffen, Schießereien und Mord. Regisseur José Padilha verarbeitet diesen Konflikt zu einer
Art umgekehrter Version von "City of God": Die Kamera steht nicht aufseiten der Slumbewohner, sondern schildert die Eskalation des Favela-Kriegs konsequent aus der Sicht der Militärpolizisten.
Im Mittelpunkt steht der hartgesottene Captain Nascimento (Wagner Moura), der keiner Schießerei aus dem Weg geht. Die vielen Jahre des aussichtslosen Kampfs gegen die Drogenbarone haben ihn dennoch mürbe gemacht. Nascimento will sich zurückziehen, doch er braucht dafür einen geeigneten Nachfolger. Zwei junge Polizisten kommen infrage: der idealistische Matias (André Ramiro), der nebenbei die Gesetze studiert, und der draufgängerische Neto (Caio Junqueira). Die Entscheidung, wer das Erbe des Captain antreten soll, fällt im Verlauf eines ultrabrutalen, paramilitärischen Schulungsprogramms, das auf das Brechen des Individuums und den Drill zum bedingungslosen Gehorsam angelegt ist. Einer der beiden jungen Polizisten wird dabei alle Werte verraten, die ihm vorher wichtig und unersetzlich schienen.
"Tropa de Elite" ist ein starker, erbarmungslos realistischer Film. Er war ursprünglich als Dokumentation angelegt, was sich am detailreichen Faktenwissen bemerkbar macht. Dass die Erzählstimme aus dem Off einem Polizisten gehört und die Gewalttaten der Polizei dadurch indirekt gerechtfertigt werden, lässt allerdings maßgeblich einen gewissen ambivalenten Gesamteindruck entstehen. Übrigens: Die Säuberung der Polizei war 1997 erfolgreich. Der Heilige Vater verbrachte eine ruhige Nacht." (www.cinema.de)
Ein Wahnsinnsfilm!
So authentisch, dass er Dich fast umhaut. Absolut brilliante Darsteller, dokumentarische Bilder und regelrecht ätzende Konflikte. Man hat schon nach wenigen Minuten das Gefühl eher ein Kriegsgebiet als eine Favela in Rio zu sehen.
Besonders gut fand ich, dass der Film Dich mit der Frage zurückgelassen hat inwiefern die Spezialeinheit der Militärpolizei - die sogenannte BOPE - Gegengewalt an Gewalttätern üben darf um die Hintermänner in Fällen von Drogendelikten oder anderen Verbrechen zu finden. Und ich finde die Frage immer noch schwierig zu beantworten. Auch das die Korruption der normalen Polizei so detailgenau dargestellt wurde fand ich richtig gut und vor allem unheimlich mutig.
Insgesamt ein sehr mutiger und vor allem krasser Film, der mir ehrlich gesagt noch wesentlich besser gefallen hat als damals "City of God". Allerdings ist das jetzt auch schon ein paar Jahre her, dass ich den gesehen habe. Eigentlich müste ich den nochmal sehen für ein genaues Urteil.
"Tropa de Elite" war übrigens ganz überraschend im Jahr 2008 der Gewinner des Goldenen Bären auf der Berlinale. Hat mich damals ebenfalls überrascht.