96 Hours

Taken

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Detlef P.
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96 Hours

Beitrag von Detlef P. »

[img]http://www.abload.de/img/g28816_2--96-hours-9s2u.jpg[/img]

F/USA, 2008
Regie: Pierre Morel
Darsteller: Liam Neeson, Maggie Grace, Famke Janssen

"Bis vor Kurzem rief der Begriff Selbstjustiz-Thriller Erinnerungen an Zelluloid-Relikte einer vergangenen Epoche wach. Clint Eastwoods Vigilante-Cop in den "Dirty Harry"-Filmen oder Charles Bronsons unbeugsamer Racheengel aus der "Ein Mann sieht rot"-Reihe avancierten zu Ikonen einer Kinohelden-Gattung, die angesichts einer machtlosen oder korrupten Staatsmacht das Recht in die eigenen Hände nahm. Ihre unterkühlt-stoische Vorgehensweise beim gesetzlosen Großreinemachen machte es schauspielerisch limitierten Action-Brutalos wie Chuck Norris oder Steven Seagal leicht, in die blutigen Fußstapfen der markanten Vorbilder zu treten - und damit den Mainstream-Rachefilm qualitativ zu Grabe zu tragen.
Salonfähig wurde das moralisch problematische Thriller-Subgenre erst wieder, als 2007 mit Kevin Bacon ("Death Sentence -Todesurteil") und Jodie Foster ("Die Fremde in dir") plötzlich zwei Charaktermimen in der Rolle des erbarmungslosen Rächers in eigener Sache auftauchten. In ihrem Erfolgsfahrwasser präsentiert Frankreichs Filmmogul Luc Besson ("Transporter") jetzt den Oscar-nominierten "Schindlers Liste"-Star Liam Neeson in einer simpel gestrickten Rachestory nach altem Schlag.
Neeson spielt den US-Spezialagenten Bryan Mills, der seinen Job an den Nagel gehängt hat, um mehr Zeit für seine bei der Exfrau (Famke Janssen) lebende Tochter Kim ("Lost"-Babe Maggie Grace) zu haben. Als der 17-jährige Backfisch entgegen Vatis warnenden Rat mit einer Freundin nach Paris fliegt und tatsächlich noch am Ankunftstag von einem albanischen Mädchenhändlerring entführt wird, bleiben Mills nach CIA-Schätzungen nur 96 Stunden, bis Kim für immer verschwunden ist.
Obwohl das Drehbuch nach einer Idee von Besson bis hin zum klischeebeladenen Finale denkbar plakative Schwarz-Weiß-Malerei betreibt - dem Adrenalinrausch, den Neeson als gnadenlose Kampfmaschine auf seinem Solo-Rachefeldzug durch die Pariser Unterwelt entfesselt, kann man sich schlicht nicht entziehen. Zum einen ist dies den atemberaubenden Fightsequenzen geschuldet. Wie der 56-Jährige mit bloßen Händen zahlenmäßig überlegene Schurken unschädlich macht, bezieht seine Faszination aus einer erschreckend realistisch anmutenden Kampfchoreografie, die nicht auf Martial-Arts-Eleganz, sondern auf Effektivität ausgerichtet ist. Zum anderen lässt Neeson bei aller zur Schau gestellten Unbeirrbarkeit immer wieder die Besorgnis eines verzweifelten Vaters durchschimmern - und das macht den Zorn seiner Figur nachvollziehbar gerecht." (www.cinema.de)

Liam Neeson in "Metzelman - Ein Mann metzelt rum". Demnächst im Kino Muhahahahahahahahaha :lach:

Ich habe mir den Film am Wochenende mal angesehen und war in mehrerer Hinsicht überrascht. Zum einen dachte ich lange Zeit, dass der erst ab 18 freigegeben wäre, was aber gar nicht stimmte. Gut, so mega-brutal war das Geschlachte nun auch wieder nicht.
Zum anderen wusste ich gar nicht mehr, dass sich Luc Besson für das Drehbuch mitverantwortlich zeichnet.
Und die eigentliche Überraschung war die, dass mir der Film tatsächlich irgendwie gut gefallen hat.
Der Film ist rasant gemacht und vor allem dramaturgisch unheimlich gut umgesetzt. Man sieht erst fast eine halbe Stunde lang wie sich Liam Neeson als Bryan Mills um seine Tochter Kim bemüht bevor sie dann in Paris-Urlaub entführt wird.
Daraufhin tickt Mills, ein ehemaliger Agent o.ä. natürlich aus und schlachtet sich durch die Pariser Unterwelt hindurch zum Versteck seiner Tochter. Aber auch das ist wirklich gut und rasant gemacht. Mit unglaublich guter Kamera- und Schnittarbeit - und selbstverständlich viel Körpereinsatz von Liam Neeson.
Die Story ist letztendlich total stumpf, aber wie man erst Sympathie für diese Familie aufbaut bevor dann so etwas passiert ist wirklich gut umgesetzt was nicht zuletzt an Neeson und vor allem an Maggie Grace liegt.
Als ich sie damals bei "Lost" gesehen habe dachte ich: "Naja, ganz o.k.". Hier war ich wirklich verblüfft wie gut sie sowohl das heitere, naive Mädchen, als auch das verängstigte, entführte Opfer spielen konnte.
Die 90 Minuten gehen tatsächlich auch sehr schnell vorbei, aber ein Manko hat der Film. Wenn er zu Ende ist zerplatzt er wie eine Seifenblase und man merkt wie gehaltlos er wirklich war. Naja, und moralisch fragwürdig sowieso... .
Ansonsten wirklich gut gemachte Unterhaltung für zwischendurch.

Ich beende diesen Beitrag mit einem Jack-Bauer-Joke, der sich nahezu anbietet:

Wenn Jack Bauer seine Tochter Kim in Paris hätte finden müssen, dann würde der Film nicht 96 Hours, sondern 24 Hours heißen :lol:


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

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Damien3
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Beitrag von Damien3 »

Ein absolut geiler Film bei dem ich einen Veriss erwartet hätte:-))

Nicht das du auf deine alten Tage noch "weich" wirst , alter Freund:-))

Ich fand die Konsequenz irgendwie so Klasse, sei es der Armschuss oder das "licht anlassen"...du weißt schon:-))))


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
"Warum gehen sie nicht in die Ecke zurück und schauen weiter?"
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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Da hast Du recht, und nicht umsonst habe ich diese Anspielung auf "24" gebracht.
Ich denke, dass Mills hier ähnlich kaltblütig vorgeht wie Jack Bauer an seinen Echtzeittagen.
Allerdings finde ich die Mittel die angewendet werden bei "24" besser hinterfragt als hier. Das fand ich ein bisschen schade.

Und eigentlich mag ich solche Rache-Filme auch nicht. Ich habe mich hier echt über mich selbst gewundert. Allerdings habe ich dieses Mögen auch mit einer deutlichen Einschränkung versehen. :wink:


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