Lieber Frankie

Dear Frankie

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Detlef P.
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Lieber Frankie

Beitrag von Detlef P. »

[img]http://studioscreenings.com/galleries/EventDear-Frankie/Dear_Frankie_001.sized.jpg[/img]

GB, 2004
Regie: Shona Auerbach
Darsteller: Emily Mortimer, Gerald Butler, Jack McElhone, Mary Riggans, Sharon Small

"Zugegeben: Die Handlung dieses wundervollen kleinen Films liest sich reichlich kitschig. Der neunjährige Frankie hat seinen Vater nie kennen gelernt. Als er zur See ging, war Frankie noch ganz klein. Umso mehr fiebert er jedem Brief entgegen, den Dad ihm von seinen abenteuerlichen Reisen auf der "HMS Accra" schickt. Frankie ahnt nicht, dass es seine Mutter ist, die ihm schreibt. Der Zuschauer hingegen ahnt sehr bald, dass die allein erziehende Lizzy vor einer dunklen Vergangenheit davonläuft: der Umzug an die Küste, die Vermisstenanzeigen in der Zeitung, die Frankies kettenrauchende Großmutter vor ihrer Tochter zu verstecken versucht. Wenigstens ihren Sohn, der wegen seiner Gehörlosigkeit immer ein Außenseiter bleiben wird, will Lizzy vor der Realität schützen: Den Matrosenvater hat sie erfunden. Als ausgerechnet die "HMS Accra" im Hafen anlegt, engagiert Lizzy in ihrer Not einen Fremden, der für einen Nachmittag Frankies Vater spielen soll. Dass der gebuchte Mann unverschämt gut aussieht und sich obendrein so gut mit Frankie versteht, dass er wiederkommen will, ist pure Kinomagie. Oder schlicht Gefühlsduselei. Es wird aber noch besser: Für die Low-Budget-Produktion kam nur ein Schiff in Frage, das ohnehin den schottischen Drehort Greenock anlief. Und das war eben jene "Accra", auf der Drehbuchautorin Andrea Gibb als Kind zu ihrem Vater nach Nigeria gereist ist. Gänsehaut! Hier ist der Beweis, dass Märchen Wirklichkeit werden können.In diesem Wissen umschifft "Lieber Frankie" jede Klischee-Klippe, verschwendet kein Wort, keine Geste. Die Geschichte berührt, ist aber niemals rührselig. Sogar die gefährlichste Untiefe - Frankies Behinderung - wird fast beiläufig überwunden: mit Humor. Und Bildern, die nach Meer und Fish 'n' Chips duften." (www.cinema.de)

Ich glaube es gibt wenige Filme, die ich so lange sehen wollte und die ich immer wieder herausgezögert habe.
Bereits als er hier im Kino lief wollte ich ihn schon sehen.
Dann als er auf DVD rauskam und ich ihn jedes Mal - und wirklich jedes Mal sah, wenn ich mal wieder in der Videothek war.
Jedes Mal überlegte ich ob ich ihn jetzt endlich mitnehmen soll und jedes Mal entschied ich mich dagegen.
Dann war schon so viel Zeit vergangen, dass es sich eigentlich schon gar nicht mehr lohnte ihn mitzunehmen, da er eh bald als Free-TV-Premiere im Fernsehen kommen würde. Meines Wissens nach kam er bis heute nicht, denn sonst hätte ich ihn mir wohl angesehen.
Tja, und dieses Wochenende stand ich in der Videothek und überlegte was ich mitnehmen sollte. Ich hatte meiner Mutter versprochen vorbeizukommen und einen Film mitzubringen und wollte daher natürlich etwas nehmen was uns beiden gefallen könnte. Tja, und da war es endlich soweit, ich nahm ihn mit...
Und ich freue mich hier verkünden zu können: Das warten hat sich (wieder mal) gelohnt.

Die Geschichte ist im Prinzip so dermaßen klischeebeladen, dass es beinahe unmöglich erscheint daraus einen guten Film zu machen. Der Film birgt so viele Gefahrenstellen um in Kitsch abzugleiten und doch tut er es einfach keine einzige Sekunde. Das ist nicht zuletzt dem wirklich guten Drehbuch, der subtilen Regie und den angenehm zurückhaltenden Darstellern geschuldet. Emily Mortimer, Gerald Butler, Jack McElhone und alle anderen spielen mit einer Hingabe und gleichzeitig mit so viel Zurückhaltung, dass man sie einfach gern haben muss.
Und selbst am Ende des Films hat man sich nicht dazu hinreißen lassen ein riesengroßes Hollywood-Zuckerguss-Happy-End oben draufzupacken wie es bei einem Blockbuster der Fall gewesen wäre und was sich auch hier im Grunde genommen so gut angeboten hätte.
Solche Filme würde ich mir viel öfter wünschen. Etwas total unwahrscheinliches und unrealistisches so darzustellen, dass es einem zu 100% glaubwürdig und real erscheint.
Tja, hier ist diese Aufgabe auf jeden Fall mehr als geglückt.


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