Django Unchained

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Detlef P.
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Django Unchained

Beitrag von Detlef P. »

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USA, 2012
Regie: Quentin Tarantino
Darsteller: Jamie Foxx, Christoph Waltz, Leonardo DiCaprio, Kerry Washington, Samuel L. Jackson

"Weiße Männer umbringen und dafür Geld be­kommen? Das klingt für den Ex-Sklaven Django wie eine gute Geschäftsidee. Unter Anleitung des deutschen Kopfgeldjägers Dr. Schultz sammelt er zwei Jahre vor dem Amerikanischen Bürgerkrieg Erfahrungen mit dem Abknallen böser Buben und wird zum Albtraum aller Niggerfeinde. "Nigger": Dieses Wort fällt sehr oft in Quentin Tarantinos "Django Unchained", aber der hasserfüllte Ausdruck schmäht diejenigen, die ihn gebrauchen. Ähnlich wie das popkulturelle Trashmärchen "Inglourious Basterds" basiert auch Tarantinos neuer Streich auf fast vergessenen Vorbildern aus der Rumpel­kammer der Filmgeschichte. Diesmal sind es die Italowestern aus den 60ern, denen Trash-Nerd Taran­tino seinen detailverliebten Restaurationswillen angedeihen lässt. Die "Django"-Ballereien des Franco Nero, der in einer Szene einen coolen Gastauftritt hat, zählen ebenso zu den verwursteten Vorbildern wie die Pferdeopern eines Sergio Leone oder die irrsinnigen Massaker eines Sergio Corbucci. Jamie Foxx spielt den neuen Django, "Inglourious Basterds"-Star Christoph Waltz mimt dessen verschrobenen Mentor Dr. Schultz. Gemeinsam ziehen sie zur Plantage des sadistischen Großgrundbesitzers Calvin Candie (Leonardo DiCaprio), der Djangos geliebte Frau Broomhilda von Shaft (Kerry Washington) versklavt hat - die Namen bei Tarantino sind gewohnt blumig, es gibt auch einen D'Artagnan, einen Billy Crash und einen Big Daddy (den Don Johnson mimt). Und ja, die Nibelungensage um Brunhilde und Drachentöter Siegfried wird an einer Stelle nacherzählt, wenn auch in recht verknappter, kurioser Form. "Django Unchained" bietet Tarantino-Kino vom Feinsten. Sicher, der Film ist mindestens eine Stunde zu lang und droht bedenklich zu zerfasern, nachdem Christoph Waltz aus der Handlung verschwunden ist. Doch die Highlights des Films wiegen die Schwächen spielend auf. Die komischste Szene zeigt einen Ku-Klux-Klan-Mob im frühen Entwicklungsstadium, dessen finstere Reiter wegen der verkehrt ausgeschnittenen Augenlöcher ihrer Gespenstermützen unter massiven Orientierungsproblemen leiden. Was beim Lynchen von Nachteil sein kann. Letztlich ist der Film sogar mehr eine Parodie als eine Hommage, nur doppelt so blutig und zum Schlapplachen böse. Quentin Tarantino kann's einfach." (http://www.cinema.de)

O.k., was soll ich noch über den Film sagen, was nicht schon irgendwo irgendwie gesagt wurde.
Ich fand ihn wirklich grandios, obwohl ich "Inglourious Basterds", glaube ich, noch ein kleines bisschen besser fand.
Es hat aber auch in diesem Film nahezu alles gepasst.
Angefangen bei den großartigen Darstellern (und ich rede jetzt nicht nur von Waltz, der natürlich über allem steht), sondern auch ganz besonders von DiCaprio und Sam Jackson. Jamie Foxx ist auch wirklich gut, aber leider verblasst er im Vergleich zu den anderen fast schon ein wenig. Das wird an der Rolle gelegen haben, denn die gibt leider auch nicht wirklich viel her.
Das Drehbuch war absolut großartig und quoll fast über vor verrückten Ideen, genialen Dialogen und Genre-Anspielungen.
Auch von der Inszenierung her gab es nicht das Geringste auszusetzen. Der Film sah einfach richtig gut aus.
Ein weiteres grandioses Zusammenspiel von Kamera, Schnitt, Musik(!), Ausstattung und Kostümen.
Da der Film tatsächlich über zweieinhalb Stunden geht, kann man sagen, dass er durchaus ein paar Minuten kürzer gekonnt hätte, aber definitiv nicht gemusst hätte.
Es gab zwar beim Abendessen ein oder zwei Szenen, die man vielleicht hätte weglassen können, oder die zumindest ein wenig kürzer gekonnt hätten, aber das fällt in der Fülle der famosen Ideen gar nicht auf.

Ich kann also Damiens Kritik leider größtenteils nicht zustimmen.
Ich kann seinen Standpunkt zwar irgendwo nachvollziehen, aber habe es selbst absolut gar nicht so empfunden wie er es beschrieben hat.
Klar ist der Film eine Christoph Waltz-Show. Aber die ist so geil, dass man sie sich auch gerne über die ganze Laufzeit ansieht und Spaß dabei hat.
Ich hatte weder das Gefühl, dass der Film zerredet wird, noch sind mir gähnende Längen aufgefallen, oder gar Sequenzen, die gewollt auf anders oder lustig getrimmt wirkten.
Das wirkte auf mich alles sehr flüssig und ich habe auch von anderen Leuten bisher eigentlich nur diese Rückmeldungen bekommen.
Die einzigen negativen Worte habe ich in Deiner Kritik vernommen, Damien. Naja, und das war jetzt ja auch kein totaler Verriss.
Vielleicht würde es sich hier lohnen, den Film irgendwann noch ein zweites Mal zu gucken um Klarheit zu haben. Denn ich könnte mir vorstellen, dass Du vielleicht andere Erwartungen hattest, als Du ihn gesehen hast - obwohl Du ja schon gesagt hast, dass Du ziemlich offen an den Film rangegangen bist.
Aber vielleicht siehst Du ihn dann nochmal mit anderen Augen, wer weiß.

Userkritik (Damien 3)


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Murillo
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Re: Django Unchained

Beitrag von Murillo »

Das Problem mit Filmen von Tarantino ist eben, dass er mit "Reservoir Dogs" und vor allem "Pulp Fiction" zwei absolute Filmmeisterwerke geschaffen hat, die alles, was aer danach gemacht hat bei weitem in den Schatten stellt.
Die spielen nicht nur in einer anderen Liga, sie betreiben einen anderen Sport.

Wenn man die Nachfolgefilme, so wie diesen, unabhängig davon betrachtet, sind sie eigentlich gar nicht schlecht.
Ich würde sogar sagen, dass dieser hier aus der Post-Pulp-Fiction-Ära Tarantinos bester Film ist, was natürlich vor allem an Samuel L. Jackson liegt, der hier alles rausreißt.
Toller Film!


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"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
"Du unnützer nichtsbringender mittzwanziger Fliegenschiss bekommst "langsam" Respekt vor Sidney Lumet?"
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