3096 Tage

In diesem Forum wird über Filme jeder Art diskutiert. Bitte prüfe vor Erstellung eines neuen Film-Threads, ob der Film bereits in der Liste der Filme A-Z vorhanden ist.

Moderatoren: Damien3, Detlef P., Murillo

Antworten
Benutzeravatar
Detlef P.
Der Auserwählte
Der Auserwählte
Beiträge: 6857
Registriert: Mo 11. Okt 2004, 10:37
Wohnort: Berlin

3096 Tage

Beitrag von Detlef P. »

Bild

D, 2013
Regie: Sherry Hormann
Darsteller: Antonia Campbell-Hughes, Thure Lindhardt, Amelia Pidgeon, Trine Dyrholm

""Gehorche, gehorche!" Mit diesen Worten, denen grausame Taten folgten, macht sich Wolfgang Priklopil seine Gefangene gefügig. Tag für Tag, Jahr für Jahr. Auf dem Weg zur Schule entführt der Biedermann Natascha Kampusch. Acht Jahre lang wird er sie in seinem Kellerverlies gefangen halten, bis sie den Mut fasst, zu fliehen. Weltweit sorgte der Fall des 1998 verschleppten Mädchens für Schlagzeilen. Wie konnte ein Mann ein Kind 3096 Tage lang wegsperren, ohne dass jemand etwas bemerkte? Und wie konnte es diese Tortur überleben? Die Antworten auf diese Fragen bleibt die Verfilmung von Kampuschs Biografie zwar schuldig, ihre Leiden aber übertragen sich auf den Zuschauer. Nur möchte man sich diesen aussetzen?" (www.cinema.de)

Es fällt mir zum ersten Mal überhaupt in der Geschichte dieses Forums wirklich schwer etwas zu einem Film zu schreiben.
Das liegt vermutlich nicht nur daran, dass das hier Gezeigte quasi wahr ist (oder sagen wir auf wahren Ereignissen beruht), sondern auch daran, dass diese Geschichte noch gar nicht so lange her ist.
Ich kann mich noch wie heute an die ersten Bilder und vor allem an das erste Interview mit Natascha Kampusch erinnern.
Und auch daran wie absolut grandios ich diese Frau schon bei ihrem ersten Auftritt fand. Sie, die es nach über 8 Jahren geschafft hatte aus eigener Kraft aus der Gewalt ihres Entführers zu entkommen und diesen somit besiegt hatte.
Und auch ich dachte damals kurioserweise sofort, dass das definitiv Stoff für einen Spielfilm wäre.
Der mittlerweile leider verstorbene Bernd Eichinger hat wohl dasselbe gedacht und ein Drehbuch angefangen, dass er leider nicht mehr selbst beenden konnte.
Und diese Geschichte können wir nun auf der Leinwand begutachten. Zuerst möchte ich sagen, dass ich den Film unheimlich gut inszeniert fand. Kein bisschen effekthascherisch, sondern sehr kammerspielartig - was sich hier ja auch anbietet.
Desweiteren fand ich gerade die Kinderdarstellerin Amelia Pidgeon extrem gut, zumal diese hier ihre erste Kinorolle überhaupt spielt. Echt Wahnsinn, was die Kleine hier geleistet hat.
Auch die anderen Darsteller sind in ihren Rollen echt gut, allerdings ist es recht befremdlich sie hier zu sehen, da man mit den Gesichtern der Originale so gut vertraut ist und sie diesen nur bedingt ähnlich sehen. Aber daran gewöhnt man sich.
Die Geschichte selbst arbeitet das Martyrium auf, indem sich Natascha Kampusch all die Jahre befunden hat. Und das geht ohne Frage extrem schonungslos vonstatten.
Deswegen fällt es mir auch so schwer diesen Film irgendwie zu bewerten. Ich kann hier nicht wie bei jedem anderen Film sagen: "Naja, die Story ist aber scheiße." oder "Boah, eine super-spitzen Story", weil das Gezeigte noch so unglaublich aktuell und frisch ist und sich deshalb auch so wahnsinnig echt anfühlt.
Eine grausame Geschichte, die das Leben erst vor ein paar Jahren geschrieben hat und deren Ende - so grausam der Rest auch gewesen ist - fast wie ein Ende aus einem kitschigen Hollywood-Drama klingt. Nur mit dem Unterschied, dass es wirklich passiert ist.
Ich möchte hier auch überhaupt niemandem empfehlen, sich diesen Film unbedingt anzusehen. Denn wenn ich eine Sache über ihn definitiv festhalten kann, dann dass er wirklich nachhallt.
Und ob man sich diesem Erlebnis aussetzen möchte, sollte jeder ganz unbeeinflusst für sich selbst entscheiden.
Ich kann nur sagen, dass ich es für mich nicht bereut habe, aber nicht mehr.


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

Las-Vegas-Ambiente :fuckU: (Insider)
Benutzeravatar
Damien3
Administrator
Administrator
Beiträge: 3636
Registriert: Do 11. Nov 2004, 16:27
Wohnort: Schüttorf

Re: 3096 Tage

Beitrag von Damien3 »

Also ich war überrascht wie emotionslos ich dieses ganze Treiben angeschuat habe.
Ich habe zu keiner Sekunden Zugang zu den Figuren gefunden.
Da passierte etwas schreckliches und bekanntes, aber ich fühlte gar nichts dabei.
Wenn auch ein Genie, ein Gott an der Kamera stand war ich allein mit der Optik schon nicht zufrieden.
Die Enge ...das erdrückende ...die Auswegslosigeit nichts kam adäquat rüber...
Diese Geschichte hätte ein "Mahnmal" für Täter dieser Art werden können, ist aber nur durchschnittlicher Tatort Kram geworden.
Also quasi alles woran es an deutschen Filmen mangelt...


"Ich habe sie den ganzen Abend von dahinten beobachtet...sie sind ein sehr attrativer Mann"
"Warum gehen sie nicht in die Ecke zurück und schauen weiter?"
Kevin Costner..coole Sau.
Antworten