USA, 2008
Regie: Ed Harris
Darsteller: Ed Harris, Viggo Mortensen, Renée Zellweger, Jeremy Irons
"Die Bürger von Appaloosa engagieren die Revolverhelden Virgil (Harris) und Everett (Mortensen) als "Gesetzeshüter", um der Rabaukenbande von Rancher Bragg (Jeremy Irons) die Rote Karte zu zeigen. Gleichzeitig schneit Witwe Ally (Renée Zellweger) ins Städtchen herein und verdreht dem sonst so abgebrühten Virgil den Kopf… So erlebt man den ersten Gunfighter der Western-geschichte, der mit der Auswahl von Wohnzimmergardinen überfordert ist. Ed Harris' zweite Regiearbeit holt hinter klassischen Motiven auch echte Menschen hervor und beschwört nicht nur mit der exakten Ausstattung den Geist des Jahres 1882. Eine stimmige Geschichte um Freundschaft, Loyalität und Pragmatismus bei Rechtsauslegung und Partnerwahl." (www.cinema.de)
Vor ein paar Tagen habe ich mir Ed Harris´ zweite und bisher letzte Regiearbeit zu Gemüte geführt.
Während er sich in seinem Erstling "Pollock" der Geschichte der Kunst und speziell des gleichnamigen Künstlers Jackson Pollock widmete, führt er uns in diesem Film in eine glorreiche Zeit zurück in der noch elegant aus der Hüfte - und nicht etwa wie heute mit zwei megafetten Wummen gleichzeitig, während eines Sprungs durch die Luft und dann auch noch in extra zerdehnter Zeitlupe - geschossen wurde.
Und das macht er wirklich hervorragend.
Nicht nur, dass von der Ausstattung und den Kostümen her absolut alles stimmt, darüber hinaus schafft Harris es hier eine sehr universelle und eigentlich fast schon spektakulär unspektakuläre Geschichte mit Witz, Verve und wirklich großartigen Darstellern zu erzählen.
Allein den trockenen Schagabtausch zwischen Harris und Mortensen, die hier zwei Partner spielen, zu beobachten, ringt einem mehr als einmal ein Grinsen, wenn nicht sogar ein Lachen ab und hat mich gar ein bisschen an die Szenen zwischen Eastwood und Freeman zu Beginn von "Million Dollar Baby" erinnert.
Als dann die erste Konfrontation zwischen Harris und Irons - der hier unsagbar gut einen süffisanten Bösewicht spielt - stattfindet, was bei einem "ruhigen" Geplauder im Saloon geschieht, kommt einem gleich die berühmte Szene zwischen De Niro und Pacino in "Heat" in den Sinn.
In den ersten Minuten des Films wird gleich klar, dass Harris versucht hier bei den ganz großen mitzuspielen. Und was einem direkt danach klar wird: Er schafft es auch! Und zwar bis zum Ende.
Ob durch kernige Dialoge, dreidimensional gezeichnete Figuren oder erstklassig inszenierte Duelle und Schießereien.
Dieser Western ist definitiv kein alter Hut und kann sich ohne Frage mit einigen alten Klassikern messen lassen, ohne dabei den Kürzeren ziehen zu müssen.
Ein Western aus heutiger Zeit, aber richtig schön old-school. So wie es sein sollte.
(Insider)
