Kick-Ass 2

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Detlef P.
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Kick-Ass 2

Beitrag von Detlef P. »

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USA, 2013
Regie: Jeff Wadlow
Darsteller: Aaron Taylor-Johnson, Chloe Moretz, Christopher Mintz-Plasse, Morris Chestnut, Lindy Booth, Claudia Lee, John Leguizamo, Clark Duke, Donald Faison, Jim Carrey

"Was passieren kann, wenn ein noch zur Schule gehender Comic-Nerd ein selbstgebasteltes Superheldenkostüm überstreift und ohne Superkräfte oder Hightech-Gadgets in New York auf Schurkenjagd geht, hat Regisseur Matthew Vaughn 2010 mit reichlich satirischem Schmackes und entfesselter Comic-Gewalt in "Kick-Ass" demonstriert. In der Verfilmung des ersten Kapitels von Mike Millars Kultcomic-Saga, die trotz des bescheidenen Boxoffice-Erfolgs von knapp 100 Millionen Dollar mehr als das Dreifache der Kosten eingespielt hat, machte Möchtegern-Vigilante Dave Lizewski (Aaron Taylor-Johnson) als Kick-Ass die folgenschwere Bekanntschaft von Mindy McCready (Chloë Grace Moretz). Die von ihrem Vater zur skrupellosen Ein-Mädchen-Armee Hit-Girl ausgebildete 12-Jährige hatte der Mafia den Rachekrieg erklärt und beförderte in einem denkwürdigen Actionfinale mit der Unterstützung von Kick-Ass den Paten Frank D'Amico ins Jenseits - was wiederum in dessen Sohn Chris (Christopher Mintz-Plasse), der zuvor als Red Mist das Vertrauen von Kick-Ass erschlichen hatte, Rachegelüste weckte. Wurde im ersten Teil die klassische Superheldengenese mit schwarzhumorigem Augenzwinkern durch den Genrekakao gezogen, stehen in "Kick-Ass 2" die sozialen und psychologischen Konsequenzen einer selbstgewählten Superheldenexistenz im Mittelpunkt. Und das verleiht dem Sequel, bei dem Matthew Vaughn nur mehr als Produzent fungiert und Jeff Wadlow ("The Fighters") die Regienachfolge übernommen hat, in Korrespondenz mit der Comicvorlage eine phasenweise schwermütigere Note. Während immer mehr Hobby-Helden durch die Straßen New Yorks patroullieren, wird Dave von Mindy einem knallharten Training unterzogen. Ihr Plan, das erste reale Superheldenteam zu gründen, wird allerdings zu nichte gemacht, als Mindy von ihrem Pflegevater Marcus in Hit-Girl-Aufmachung erwischt wird und dem Ex-Polizeikollegen ihres ermordeten Dads versprechen muss, ihr Superheldendress endgültig an den Nagel zu hängen. Statt also in Schwerverbrecherärsche zu treten, geht Mindy brav zur Schule und kriegt es dort mit nicht minder furchteinflößenden Gegnern zu tun: hochnäsigen Highschool-Tussen! Kick-Ass geht hingegen immer mehr im Vigilante-Leben auf und schließt sich dem Crimefighter-Kollektiv "Justice Forever" von Colonel Stars and Stripes ( Jim Carrey) an. Unter Leitung des einstigen Gangsters und wiedergeborenen Christen läuft die private Verbrechensbekämpfung wie am Schnürchen - bis Chris D'Amico unter seinem neuen Alter Ego The Mother Fucker auf der Bildfläche erscheint und mit seiner von der Ex-KGB-Killeramazone Mother Russia angeführten Armee selbsternannter Superschurken auszuradieren beginnt, was Kick-Ass lieb und teuer ist. Wer die beiden zugrunde liegenden Comic-Bände "Hit-Girl" und "Kick-Ass 2" kennt, wird rasch bemerken, dass bei der erneut von Brad Pitts Produktionsfirma Plan B durchgeführten Adaption massive Abstriche im Gewaltbereich gemacht worden sind. Anstatt Hit-Girl wie in der Vorlage die nachrückenden Anführer im D'Amico-Clan massakrieren zu lassen und damit als blutrünstige Mini-Psychopatin zu charakterisieren, werden Mindys Anpassungsversuche in der Highschool komödiantisch ausgebaut. Chloë Grace Moretz versteht es, dieses Mehr an Menschlichkeit in das bewegende Porträt einer unsicheren Teenagerin zu verwandeln, die am Ende die im Kern tragische Feststellung macht, dass aufgrund ihrer geraubten Kindheit nicht ihr Superhelden-Alter-Ego, sondern das Leben als Mindy Macready ihre Geheimidentität ist und bleibt: "Ich muss nicht die nächsten vier Jahre meines Lebens versuchen herauszufinden, wer ich bin. Denn das weiß ich schon: Ich bin Hit-Girl!" Auch die Entwicklung von Chris D'Amico zum Mother Fucker lässt den zutiefst amoralischen Gestus der Comics vermissen. Aus Kick-Ass' kaltblütig mordendem Widersacher wird im Film eine das S/MOutfit seiner Mutter tragende Witzfigur, der Christopher Mintz-Plasse allerdings mit seinem fanatischem Spiel großen Unterhaltungswert verleiht. Sehr spaßig und neu ist beispielsweise, wie sich Chris Namen für seine engsten Vertrauten ausdenkt und dabei auf plumpe Stereotype zurückgreift. Dass zusätzlich akribisch darauf geachtet wurde, bei den Terrorakten der Schurken keine Unbeteiligten zu Tode kommen zu lassen, lässt den Rachefeldzug des Mother Fuckers eher wie ein aus dem Ruder laufendes Rollenspiel erscheinen und macht Jim Carreys nachträgliche Distanzierung vom Film umso unverständlicher - zumal man seinen Szenen anmerkt, dass er mit großem Elan bei der Sache war. Zum politisch verhältnismäßig korrekten Ton der "Kick-Ass 2"-Kinoversion und der trotz aller Entschärfungen bitteren Lehrstunde für den Titelhelden passt, dass Jeff Wadlow nicht den stylisch verspielten Regiestil seines Vorgängers imitiert, sondern auf eine eher konventionelle Inszenierung zurückgreift. Trotzdem wartet auch das Sequel mit comichaft überstilisierten Actionszenen auf, die sich nachhaltig ins Gedächtnis brennen. So setzt etwa Mother Russia eine Reihe eintrefender Polizeistreifen weitaus einfallsreicher und spektakulärer als in den Comics außer Gefecht. Und im Rahmen der finalen Massenprügelei liefern sich Chloë Grace Moretz und die ukrainische Bodybuilderin Olga Kurkulina eine der derbsten Catfights der Filmgeschichte. "Kick-Ass 2" erweist sich damit als moderatere Fortsetzung der Superhelden-Dekonstruktion, die nicht blind dem Kultstatus des Vorgängers nacheifert, sondern trotz zurückgedrehter Gewaltschraube zeigt, dass es, wie Hit-Girl gen Ende sagt, die Bestimmung eines Superhelden ist, Schmerz in etwas Gutes zu verwandeln. Und wer die Abspann-Credits abwartet, wird sehen, dass die Macher durchaus mit einer Verfilmung der derzeit erscheinenden "Kick-Ass 3"-Reihe liebäugeln. Nur zu!" (www.cinema.de)

Hm, ich weiß nicht!
Schlecht fand ich ihn eigentlich nicht, aber so richtig gut war er halt auch nicht.
Und ich glaube, der große Knackpunkt bei diesem Film war tatsächlich der Regisseur.
Wer auch immer dieser Jeff Wadlow ist, es hätte besser wieder Matthew Vaughn machen sollen.
Wir haben bei dem ersten "Kick-Ass" und "X-Men: Erste Entscheidungen" gesehen wozu der Kerl in der Lage ist und dass er eine ansprechende Story mit grandioser Action, perfektem Timing und wirklich guten Charakterentwicklungen zu einem großartigen Film kombinieren kann.
Und genau da versagt Wadlow. Viele Charakterzüge im Film sind ziemlich unglaubwürdig, in erster Linie die von Mindy.
Ich glaube kaum, dass sie sich so einer blöden Ischen-Clique in der Highschool anschließen würde und dafür ihre Passion, die ihr Vater ihr das ganze Leben lang gelehrt hat, sausen lassen würde.
Auch optisch lässt der Film die Raffinesse vermissen, die Vaughn mit Teil 1 an den Tag gelegt hat.
Die Erzählweise war dort einfach nur grandios. Hier ist sie der übliche Durchschnittskäse. Keinerlei Gimmicks oder coole, comichafte Einblendungen mehr. Sehr schade!
Und auch das Timing stimmt an vielen Stellen überhaupt nicht. Der Regisseur hat es ganz deutlich nicht geschafft schwarzen Humor und krasse Gewalt so grandios wie in Teil 1 miteinander zu vereinen.
Das wäre auch grundsätzlich nicht schlimm, wenn man stattdessen gute Charakterarbeit und eine düstere Grundstory geboten hätte.
Aber genau da bricht der Film leider immer wieder, denn die Charaktere sind - wie gesagt - oft unglaubwürdig und die düstere Komponente wird an einigen Stellen mit billigem Humor überspielt.
Das beste Beispiel ist dafür wohl die Szene mit diesem Brech- und Diarrhoestab, die nahezu bei allem Fans schlecht angekommen ist (man kann sich vorstellen, was in der Szene gezeigt wird).
Das war billigster Humor der gar nicht zum Rest des Films passte. Zudem waren die Effekte in der Sequenz auch noch grottenschlecht.

Woram liegt es also, dass der Film keine totale Enttäuschung war?
Ich würde sagen an den Schauspielern:
Chloe ist der Hammer, wie immer.
Aaron Taylor-Johnson macht seine Sache, wie im ersten Teil, ebenfalls gut.
Christopher Mintz-Plasse spielt, trotz der Brüche in seiner Figur, absolut geil und macht unheimlich viel des Humors aus.
Und Jim Carrey hatte sichtlich Spaß an seiner Rolle (obwohl er sich ja später davon distanzierte).

Außerdem war es schön die Figuren wiederzusehen, auch wenn sie teilweise fehlgeleitet wirkten.
Und manche Aspekte, wie diese Superheldentruppe, oder auch die Superbösewichttruppe, war einfach eine klasse Idee, auch wenn man am Ende wohl mehr daraus hätte machen können.

Fazit: Teil 1 ist immer noch ein Meisterwerk. Teil 2 ist leider nicht wirklich ein würdiger Nachfolger, zugleich auch keine totale Katastrophe, aber ansehbar.
Wenn Teil 3 noch kommen sollte (was ich hoffe), sollte aber bitte entweder Vaughn oder ein anderer auch dem Regiestuhl Platz nehmen - und nicht wieder dieser Wadlow!


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