CSSR, 1970
Regie: Jaromil Jires
Darsteller: Jaroslava Schallerová, Helena Anýzová, Petr Kopriva, Jirí Prýmek, Jan Klusák, Libuse Komancová
"Als der jungen Valerie eines Nachts ein paar Ohrringe gestohlen werden, erwacht sie gerade noch rechtzeitig, um den Dieb davonlaufen zu sehen. Siel läuft ihm nach, doch auf ihrem nächtlichen Streifzug wirkt alles auf einmal seltsam fremd. Als am nächsten Tag eine Truppe Schausteller in ihr Dorf kommt, um für ein Hochzeitsfest zu spielen, bekommt die bisher heile Welt von Valeries wohlbehütetem Zuhause langsam Risse. Eine furchterregende Fratze lächelt sie aus der Menge an und auch ihre Großmutter scheint irgendwie verändert, während Vampire, lüsterne Priester und Dämonen im Dorf plötzlich ihr Unwesen treiben." (www.moviepilot.de)
Ich habe den Film nun schon das zweite Mal gesehen und fand ihn jetzt sogar fast noch besser als beim ersten Mal.
Der Film funktioniert nach der (Alp-)Traumlogik, was heißt, dass es schwierig ist einen 100%ig konkreten Sinn in ihm zu finden. Er ist schlichtweg sehr interpretationswürdig und erinnert mich recht stark an den später entstandenen "Zeit der Wölfe" von Neil Jordan. Der Film ist unglaublich atmosphärisch und nahezu jedes Bild ist wie ein wunderschönes Gedicht, was den extrem surrealistischen Charakter des Werkes so perfekt und wunderschön unterstreicht.
Oft wird der Film als "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" auf Acid klassifiziert - und ich kann da eigentlich nur zustimmen.
Tolle Ausstattung und Kostüme, eine magische Landschaft und viele Wunder die nötig sind, damit am Ende alles gut wird.
Dabei bedient sich der Film nicht nur bei den Mythen der alten Märchen wie "Alice im Wunderland" oder "Rotkäppchen", sondern auch bei etwas moderneren Elementen wie dem Vampirismus, der hier eine recht große Rolle spielt.
Eigentliches Ziel des Films ist es jedoch, die Coming-Of-Age Geschichte von Valerie zu erzählen, die an der Schwelle der Pubertät gerückt ist und nun nicht mehr Kind, aber auch noch nicht Erwachsene ist. Hier spielen verschiedene Symboliken eine große Rolle, wobei Valerie immer zwischen sexuellem Aufbegehren und traditioneller Erziehung hin und her pendelt.
Dies wird von der damals erst 13-jährigen Hauptdarstellerin Jaroslava Schallerová perfekt verkörpert. Kaum zu glauben, dass dies erst ihr erster Kinofilm sein sollte.
Aber auch insgesamt hat sich hier eine sehr talentierte Darstellerriege versammelt um den Film zu dem (leider vergessenen) Meisterwerk zu machen, das es zum Glück geworden ist.
Definitiv einer der ungewöhnlichsten und zugleich atemberaubendsten Filme der neuen tschechischen Welle.
(Insider)
