Liebe nach Fahrplan

Ostre sledované vlaky

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Detlef P.
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Liebe nach Fahrplan

Beitrag von Detlef P. »

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CSSR, 1966
Regie: Jirí Menzel
Darsteller: Václav Neckár, Josef Somr, Vlastimil Brodský, Vladimír Valenta, Alois Vachek, Ferdinand Kruta, Jitka Bendová, Jitka Zelenohorská, Nada Urbánková, Libuse Havelková

"Im Zweiten Weltkrieg ist die CSSR von den Deutschen besetzt und muss mit ihnen an den Endsieg glauben. Ein kleines Dorf bekommt das ganze nur am Rande mit. Hier ist Familie Hrma gerade stolz auf Sohn Milos (Vaclav Neckar), der in die Fußstapfen seines Vaters, eines Lokomotivführers, treten will und eine Ausbildung als Bahnhofswärter beginnt. Dort nehmen ihn Stationsvorsteher Max (Vladimir Valenta) und Fahrdienstleiter Hubicka (Josef Somr) gleich unter ihre Fittiche.

Allerdings entdeckt Milos, dass es noch ein Leben neben der Eisenbahn gibt: Er bändelt schon bald mit der hübschen Schaffnerin Masa (Jitka Bendova) an. Einige Tage später treffen die beiden sich dann auch "außerdienstlich" in der Scheune von Masas Onkel (Ferdinand Kruta). Allerdings verlässt Milos im entscheidenden Moment die Manneskraft, was ihn so beschäftigt, dass er einen Selbstmordversuch startet. Noch ein anderer Bahnbediensteter hat eine Affäre: Fahrdienstleiter Hubicka verführt ein junges Mädchen und drückt ihr im wahrsten Sinne des Wortes seinen Stempel auf. Das bringt deren Mutter in Rage und Hubicka ein Disziplinarverfahren ein...

Liebevoll schildert Autor Bohumil Hrabal, der die Romanvorlage zu "Liebe nach Fahrplan" lieferte, das Leben in einem tschechischen Dorf während der deutschen Besatzung. Dass sich auch unter den scheinbar biederen Beamten Widerstand regt, erfährt der Zuschauer erst gegen Ende des Films. Vorher hat man eher den Eindruck, die Bewohner sind so mit sich selbst beschäftigt, dass sie gar keinen Blick für das haben, was in der Welt passiert. So schwankt Jiri Menzels Film dann auch zwischen Komödie und Tragödie. Auch den Amerikanern gefiel - kurz vor Ausbruch des "Prager Frühlings" - diese in schwarz-weiß gedrehte Milieu-Schilderung: Der Film bekam 1967 den "OSCAR" für den besten fremdsprachigen Film." (www.moviemaster.de)

Ein wirklich schöner Film, der sehr gekonnt zwischen Leichtigkeit, Skurrilität und kompromissloser Tragik und Tristesse hin- und herpendelt. Die Themen die hier abgehandelt werden, reichen von Coming-of-Age bis hin zum politischen Statement gegen Faschismus und Unterdrückung.
Und all das wurde auf die typische slavische Art wunderbar verpackt. Der Film lässt sich Zeit, ohne an irgendeiner Stelle auch nur kurz zu langweilen. Dafür sind die Figuren einfach zu witzig und die Geschichten zu herzzerreißend.
Die tollen Darsteller und die gekonnte Inszenierung tragen zusätzlich dazu bei, dass aus diesem Film zurecht ein Klassiker der neuen tschechischen Welle und des internationalen Films wurde.
Mein zweiter Film von Menzel, der mir deutlich besser gefallen hat, als damals "Kurzgeschnitten", der von Voland ja so umjubelt wurde. Bin mal gespannt, was mich noch so bei ihm erwartet.


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Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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