In der Hölle ist der Teufel los

Hellzapoppin'

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Detlef P.
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In der Hölle ist der Teufel los

Beitrag von Detlef P. »

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USA, 1941
Regie: H.C. Potter
Darsteller: Ole Olsen, Chic Johnson, Martha Raye, Mischa Auer, Hugh Herbert, Jane Frazee, Robert Paige

"Die Grenzen zwischen Film und Realität sind hier allenfalls fließend: Ole (Ole Olsen) und Chick (Chick Johnson) drehen einen Film. Doch der Regisseur (Richard Lane) ist unzufrieden mit dem Ergebnis. Er bringt die beiden zu einem jungen Drehbuchautor, der ihnen eine absurde Geschichte liefert. Es geht um Jeff (Robert Paige) und Kitty (Jane Frazee), die eine Musical-Revue in ihrem Garten aufführen und sie an den Broadway bringen wollen. Wenn dies ein Erfolg wird, darf Jeff Kitty heiraten. Aber da gibt es auch noch den reichen Woody (Lewis Howard), der Kitty ebenfalls liebt, Chicks Schwester Betty (Martha Raye), die in einen falschen russischen Grafen verliebt ist, und der Detektiv Quimby (Hugh Herbert). Ole und Chick kommen bald zu der Erkenntnis, dass Kitty nicht die Richtige für Jeff ist und beginnen die Show zu sabotieren. Genau das beeindruckt allerding den Broadway-Produzenten. Diese Geschichte erzählt ihnen der Autor, der dafür vom Regisseur verklagt wird..." (www.filmstarts.de)

Dieser Film ist, meiner Ansicht nach, völlig seiner Zeit voraus. Und wurde zudem auch noch leider von der Zeit vergessen.
Basierend auf dem gleichnamigen Broadway-Musical, in dem es darum ging, ein Broadway-Musical auf die Beine zu stellen, geht es nun in der Verfilmung dieses Broadway-Musicals um einen Filmdreh, der ein Broadway-Musical adaptieren soll :mrgreen:
Man merkt also bereits direkt am Anfang, dass der Film völlig auf der Metaebene spielt. Und das zieht sich die ganze Zeit hindurch.

Schon alleine, dass der Film damit beginnt, dass kritisiert wird, was der Verfilmung fehlt und dann eine völlig an den Haaren herbeigezogene Liebesgeschichte präsentiert wird, klingt eher nach dem Autorenkino des New Hollywood der 70er, als nach einem Film von 1941.
Und das geht die ganze Zeit so weiter.
Es werden gnadenlos Showbusiness und die Arbeit hinter den Kulissen von Hollywood durch den Kakao gezogen. Dies wird gepaart mit grandiosem Dialogwitz, toller Situationskomik und herausragenden Tanzeinlagen.
An vielen Stellen wird die vierte Wand durchbrochen und das Publikum direkt angesprochen und am Ende des Films wird vom Regisseur resümiert, was das ganze Spektakel für eine Katastrophe gewesen sei.
Der Film ist somit nicht nur ironisch, sondern auch selbstironisch, wenn es darum geht, die Hollywood-Strukturen auseinanderzunehmen und zu durchleuchten.

Dieses Werk ist wirklich sehr erfrischend, witzig und wirkt absolut nicht, wie ein Film aus den 40er Jahren, sondern deutlich "moderner".
Auch die Schnelligkeit, mit der die Pointen rausgehauen werden, hat man in solch alten Filmen selten gesehen und fühlt sich von der Gag-Dichte manchmal gar an einen Film des ZAZ-Teams erinnert.
Nicht umsonst hat die Cinema den Film mal als Vorläufer von "Kentucky Fried Movie" bezeichnet, was gar nicht mal sooo weit hergeholt ist, auch wenn der Vergleich nicht zu 100% passt.
Aber bei einigen Stellen ist mir wirkich der Mund offen stehen geblieben, auf Grund der Genialität, der Schnelligkeit und des schieren Einfallsreichtums dieses Kleinods.
Wer auf sowas steht, kann hier wirklich eine kleine Perle wiederentdecken.


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

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Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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Murillo
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Re: In der Hölle ist der Teufel los

Beitrag von Murillo »

Klingt absolut geil, der kommt auf meine Liste. :coffee:


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"Du unnützer nichtsbringender mittzwanziger Fliegenschiss bekommst "langsam" Respekt vor Sidney Lumet?"
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Detlef P.
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Re: In der Hölle ist der Teufel los

Beitrag von Detlef P. »

Das wollte ich hören! :coffee: :coffee:


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