Bitter Moon

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cthulhu-dawn
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Bitter Moon

Beitrag von cthulhu-dawn »

Regie: Roman Polanski
Drehbuch: Roman Polanski
Schauspieler: Emmanuelle Seigner, Peter Coyote, Hugh Grant, Kristin Scott Thomas
Frankreich / Großbritannien 1992

Bild

Eine Mittelmeerkreuzfahrt soll der monoton gewordenen Ehe von Nigel und Fiona neuen Schwung verleihen. An Bord trifft das junge britische Paar auf den gelähmten Schriftsteller Oscar und seine deutlich jüngere Frau Mimi. Nigel kann sich der Faszination von Mimis mysteriöser Schönheit nicht entziehen, zumal ihm Oscar in stundenlangen Gesprächen intime Details aus seiner Ehe offenbart. Häppchenweise erzählt er die Geschichte ihrer Liebe, die mit Leidenschaft begann und über sexuelle Obsessionen in zerstörerischem Hass endete.
Anfangs streitet Nigel noch ab, sich in irgendeinster Weise für die perversen Geschichten Oscars zu interessieren, doch nach und nach gerät er immer mehr in den Bann der verführerischen Mimi und ihres zynischen Mannes und auch Fiona wird in das bizarre Spiel hineingezogen.

Ein spannender Erotikthriller, der nicht nur wegen der brilliante Besetzung sehenswert ist. Man möchte seine Augen garnicht mehr vom Fernseher abwenden und ist gespannt welche neuen und überraschenden Geheimnisse, Oscar als nächstes preisgibt.


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Voland
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Beitrag von Voland »

Seltsam, dass immer gerade Du diese heftigen Filme hier bringst :mrgreen:

Ich mag den Film sehr sehr gerne. Habe ihn mittlerweile schon zweimal gesehen (und das ist eine Seltenheit *g*)! Ein richtiger Polanski, würde ich sagen. Sehr beklemmend, und nur zuweilen erotisch. Mit der Erotik geht nämlich eine gewisse Neigung zum Fetischismus einher - was mir unbehagen bereitet. Aber dennoch ist er manchmal sehr erotisch und regt sogar mehr Interesse an.

Dieses Interesse mag ich, das man bei diesem Film aufbringt. Du erwähnst es auch schon und genau das wollte wohl Polanski auch bezwecken. Aber selbst wenn nicht, er hat es zumindest geschafft. Der Film erlangt dadurch automatisch seine Authentizität, weil der Zuseher nämlich genau die Person von Hugh Grant darstellt. Er agiert in unserem Sinn, macht das was man selbst auch tun würde. Aber! Dann passiert es und das ist am Beklemmensten am ganzen Film. Gegen Ende bricht er aus seinem Käfig aus und tut Dinge, die der Zuschauer anders tun würde. Dadurch wird der Zuseher aus der gewohnten Atmosphäre gerissen und fühlt sich plötzlich hilflos. Wahnsinn! Der Film ist wirklich der pure Wahnsinn!


Ich bin für geistige Zensur. Filme werden moralisch und politisch begutachtet, aber die Dummheit darf passieren.
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cthulhu-dawn
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Beitrag von cthulhu-dawn »

da bin ich ja froh dass du das auch so siehst, dass du den film auch zu schätzen weißt!

und, warum ist es denn seltsam dass ich solche filme reinstelle? :wink:

aber du hast recht, der zuschauer ist sozusagen der zuhörer. die person die gierig wird, mehr zu erfahren, zu wissen wie es weiter geht.


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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Der Film kam schon oft im Fernsehen und ich habe immer mit mir gerungen, ob ich ihn mir ansehen soll, habe mich aber immer dagegen entschieden.
Da ihr beide jedoch so von dem Film schwärmt wird sich das beim nächsten Mal ändern :daumen:


"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

"Die Seele ist das Schiff, Vernunft das Steuer und Wahrheit der Hafen." (türk. Weisheit)

"Der größte Feind des Wissens ist nicht Unwissenheit, sondern die Illusion, wissend zu sein." (Daniel J. Boorstin)

Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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cthulhu-dawn
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Beitrag von cthulhu-dawn »

ich wette jetzt kommmt er erstmal ein paar monate nicht im tv.
bei mir ist das immer so, wenn ich dann doch was sehen will.

aber wenn du ihn mal sehen solltest, in ferner zukunft, viel SpAß!


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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Hab den Film jetzt auch gesehen und fand ihn durchaus interessant.
Allerdings ist es bei so einer Art Film immer schwer herauszufinden, was der Regisseur damit sagen wollte.
Sollte das ganze einfach nur ein Portrait des Wahnsinns darstellen oder wollte Polanski hier etas aus sich heraus ausdrücken?!
Ich bin mir da nicht sicher.


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Beitrag von cthulhu-dawn »

vielleicht kann man polanski durch diesen film mit kubricks filmen vergleichen.
(clockwork orange) wollte uns kubrick nicht als voyeure hinstellen? als menschen die zusehen wie die gewalt passiert...es kommt nicht zur vergewaltigung, aber wir stellen es uns vor. in unserem kopf geht die geschichte weiter.
(bitter moon) bei polanski wird man plötzlich ein teil des filmes. will wie hugh grant wissen wie es weiter geht, obwohl die geschichte immer abgründiger wird.


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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Wäre möglich, obwohl ich nicht glaube, dass es bei "Uhrwerk Orange" Kubricks einzige Absicht war uns als Voyeure darzustellen.


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Voland
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Beitrag von Voland »

Der Zuseher ist in jedem Film Voyeur. So wie auch der Regisseur ein Voyeur ist. Womöglich hat Kubrick mit dieser Tatsache in "Uhrwerk Orange" gespielt - aber ich halte das für zu weit hergeholt.

Auch Polanski bei "Bitter Moon" solche Absichten nachzusagen halte ich für nicht richtig. Die Intentionen sind in eine ganz andere Richtung gerichtet. Dass sich der Zuseher wie Hugh Grant fühlt behaupte ich ebenso. Aber Hugh Grant als Voyeur in diesem Film hinzustellen ist zu einfach. Es ist die Neugier die ihn treibt, von unbekannten Dingen mehr zu erfahren. Er selbst ist ein verklemmter Mann, der von so etwas wohl noch nie offen geredet hat. Und nun wird er überrumpelt und hat Spaß am Unbekannten. Ein Voyeur selbst agiert anders.
Ich glaube, dass nicht die sexuelle Erregung von Hugh Grant ihn dazu treibt. Vielmehr vermute ich, dass es eine Flucht aus seinem biederen Lebensstil darstellt. Er versucht sich fallen zu lassen. Und dann hätte es absolut nichts mehr mit Voyeurismus zu tun.


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Beitrag von FrankBooth »

Mit "Bitter Moon" ist Ausnahmeregisseur Roman Polanski ein atmosphärisch zwar sehr dichtes, aber auch äußert unbequemes Werk gelungen - in diesem Falle kein Manko. Die düstere, beklemmende Grundstimmung fasziniert und traumatisiert. Oft wird hier von einem der schwächeren Filme Polanski's gesprochen - eine Meinung, die nicht meiner entspricht, die ich keineswegs teilen kann. Ich halte "Bitter Moon" für ein in jeder Hinsicht gelungenes erotisches Thrillerdrama, das so tief in die Psyche einer vollkommen zerrütteten Seele eindringt, das es teilweise fast schmerzt - dabei scheut sich Polanski auch nicht vor einigen recht expliziten Perversitäten, ob nun verbaler oder optischer Natur, wodurch ein recht krank anmutendes Psychogramm mit gelegentlich sadomasochistischen Tendenzen entsteht. Polanski erzählt von gegenseitiger seelischer oder körperlicher Zerstörung, einer gefährlichen, leidenschaftlichen Obsession und einer Liebe, die unter ganz und gar keinem guten Stern steht - äußerst kunstvoll verpflechtet und gefilmt, entfaltet sich in vielen Rückblenden der gesamte Umfang der verschiedenen Erzählbruchstücke. Polanski gelingt ein eindringlicher Seelenstriptease, der unter die Haut geht - intensiv, verstörend, hart.


"Es gibt keine Grenzen. Nicht für den Gedanken, nicht für die Gefühle. Die Angst setzt die Grenzen." Ingmar Bergman

"Gesichter sind die Lesebücher des Lebens." Federico Fellini
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