Die fetten Jahre sind vorbei

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Murillo
die graue Eminenz
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Die fetten Jahre sind vorbei

Beitrag von Murillo »

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D/A 2004, R: Hans Weingartner
D: Daniel Brühl, Julia Jentsch, Stipe Erceg, Burghart Klaußner

"Wenn die Reichen immer reicher werden, muss man ihnen ab und zu einen Besuch abstatten: Daniel Brühl, Julia Jentsch und Stipe Erceg im ersten Film über die Generation Attac.

Sie sind keine Radikalen, sie sind keine Kriminellen, sie sind irgendwas dazwischen. Jan, Peter und Jule gehören der Generation der Globalisierungsgegner und Attac-Unterstützer an. Form und Ausdruck ihres Protests wirken manchmal planlos und diffus, aber so einfach ist das heute nicht mehr mit dem Protest. "Früher war man schon rebellisch, wenn man kiffte und sich die Haare wachsen ließ", sagt Jan an einer Stelle. Heute muss man sich schon was Besonderes einfallen lassen. Möbelrücken bei den Reichen zum Beispiel.

"Die fetten Jahre sind vorbei" ist die zweite Regiearbeit von Hans Weingartner ("Das weiße Rauschen"). Als erster deutschsprachiger Film seit elf Jahren lief er in diesem Frühjahr beim Festival in Cannes, wo er begeistert aufgenommen wurde. Weingartner erzählt eine Geschichte von Widerstand und Anpassung, großen Idealen und kleinen Fluchten. Jan (Daniel Brühl) und sein Freund Peter (Stipe Erceg) bekämpfen die Auswüchse des Kapitalismus auf friedvolle, aber nicht weniger handgreifliche Weise. Sie brechen nachts in verlassene Luxusvillen ein, stehlen allerdings nichts, sondern räumen lediglich das Mobiliar um: die Stereoanlage in den Kühlschrank, die Designer-Couch in den Swimmingpool. Kehren die Bewohner anderntags zurück, finden sie ein einziges Chaos vor - und Botschaften wie "Die fetten Jahre sind vorbei" oder "Sie haben zu viel Geld". Gezeichnet: "Die Erziehungsberechtigten".

Doch eine dieser Räumaktionen geht schief: Ausgerechnet als Jan zum ersten Mal Peters Freundin Jule (Julia Jentsch) mit auf Wohnraumentkernung nimmt, taucht überraschend der Hausherr auf. Schlimmer noch, Topmanager Hardenberg (Burghart Klaußner, Daniel Brühls Vater aus "Good Bye, Lenin!") erkennt Jule, da er mit dieser kurz zuvor in einen Verkehrsunfall verwickelt war. Die Situation eskaliert, Hardenberg wird als Geisel genommen und in eine entlegene Berghütte verschleppt. High sein, frei sein, ein bisschen Terror darf dabei sein: Weingartners Film spielt mit Mustern und Assoziationen, die an die Sponti- und Apo-Bewegung der 70er erinnern - allerdings verlagert in ein Agenda-2010-Deutschland, in dem die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden.

Insofern ist "Die fetten Jahre sind vorbei" ein zutiefst politischer Film, der im zweiten Teil aber auch zur ironischen Generationskomödie gerät: Hardenberg erweist sich im unfreiwilligen Exil als Alt-68er, der den drei jungen Wilden Geschichten von Rudi Dutschke und der freien Liebe erzählt. "Aber wem erzähl' ich das", sagt er augenzwinkernd, denn ihm ist nicht entgangen, dass es längst auch zwischen Jan und Jule funkt. Und so schleicht sich in das Spaßguerilla-Szenario auch noch ein prickelnder Hauch des Truffaut-Klassikers "Jules und Jim", der die 68er prägte wie kein anderer Film. "Manche Menschen ändern sich nie", heißt es später in "Die fetten Jahre ...". Manche Ideen aber auch nicht. "(http://www.cinema.de)

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Den werde ich mir heute mal ansehen, mal sehen, was das wird.

Userkritik (qed)
Zuletzt geändert von Murillo am Di 19. Apr 2005, 00:20, insgesamt 2-mal geändert.


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

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"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
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Murillo
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Beitrag von Murillo »

Habe den Film gestern gesehen und bin sehr begeistert. Der Film hat mich positiv überrascht, die Handlung hat mich gefesselt, wie kaum ein anderer deutscher Film, den ich in letzter Zeit im Kino gesehen habe, die Schauspieler waren fantastisch (v.a. Burghart Klaußner), ebenso wie der Soundtrack. Ich empfehle diesen Film daher mit Freuden weiter.

8/10


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Dem kann ich mich mal wieder nur anschließen.
Der beste Kinofilm seit "Der Untergang"!


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Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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Murillo
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Beitrag von Murillo »

Der Film läuft in keinem Kino mehr und daher ist es meiner Meinung nach eher angebracht, den Film hier hineinzustellen.


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Wonko der Verstaendige
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Beitrag von Wonko der Verstaendige »

Irrtum im Uni-Kino Berlin läuft der noch.

Kuckst du hier!

http://www.tu-berlin.de/~unikino/public/index.html

Mfg 42.


Wenn der Physiklehrer auf dem Prüfungsbogen schreibt "Viel Glück", so irrt er sich seines Faches nicht, denn: Vi(e^2)(l^2)Guck
Wobei: V: Volumen, i: komplexe Einheit, e: eulersche Zahl, l^2=A: Fläche, G: Gravitationskonstante, u: Variable, c: Lichtgeschwindigkeit, k: Adiabatenkoeffizient.
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