Don't come Knocking
Verfasst: So 11. Sep 2005, 02:24
D/USA 2005, R: Wim Wenders
D: Sam Shepard, Jessica Lange, Tim Roth, Sarah Polley
Howard Spence (Sam Shepard) ist ein Schauspieler. Und er ist ein Wanderer, ein Unbehauster, ein Heimatloser. Spence, Hollywoodstar und Westernheld, er hatte tolle Zeiten, viele Verträge, hohe Gagen, verrückte weibliche Fans. Ist alles schon eine ziemlich lange Weile her, allerdings. Er dreht zwar noch immer, aber es riecht nach B-Picture, und außerdem mag Howard nicht mehr, seine Batterien sind leer.
Eines schönen (Dreh-)Tages nimmt er einfach eines der Pferde vom Set, und reitet von dannen durch die Prärie gen Horizont, ganz so, als sei's das Schlussbild eines seiner Filme. Es wird der Beginn einer langen Reise sein, einer Odyssee durch Amerika, eines Weges auch, hin zu sich selbst. Dabei ist ihm der von der Filmversicherung beauftragte Kopfgeldjäger Sutter (Tim Roth) auf den Fersen.
Howard reist zunächst zu seiner Mutter (Eva Marie Saint, lebende Ikone aus Alfred Hitchcocks "Der unsichtbare Dritte", 1959). Er erfährt, dass er ein Kind hat, und er steht plötzlich vor der Liebe seines Lebens, Doreen (Jessica Lange), 30 Jahre später, Mutter seines Sohnes Earl (Gabriel Mann), der zudem wohl noch eine Schwester hat, die feenhafte Sky (Sarah Polley). In diesen ihm fremden Mikrokosmos in irgend so einer beschissenen Kleinststadt tritt Howard ein, und nichts mehr wird so sein, wie es vorher einmal war.
(http://www.br-online.de)
[hr]
Eigentlich wollte ich ja einen der beiden überlangen Kurosawafilme gucken, die ich noch vor mir habe. Darauf hatte ich jedoch überhaupt keine Lust. Was kann man sonst an einem Abend machen. Na klar, den neuen Wenders in der Spätvorstellung schauen.
Das Kino war natürlich (fast) komplett leer, so dass ich mich in die letzte Reihe unter den Vorführraum setzen konnte.
Dummerweise musste jedoch einer von ganzen zwei Leuten, die sonst noch im Kino saßen mit seiner Chipstüte rascheln.
Die Kritiker konnte dieser Film ja nicht so recht überzeugen. Die einen müssen während des Filmes eingepennt sein, anders ist es nicht zu erklären, dass sie diesen Film als Westernparodie bezeichnen (Stern). Andere haben ihn ja komplett verrissen (Spiegel, da werde ich später noch drauf eingehen).
Nun endlich zum Film:
Ein vollkommen untypischer Wenders.
Obwohl es sich um einen Road-Movie handelt.
Obwohl die Bildkomposition wie gewohnt mehr als genial ist.
Obwohl der Soundtrack, wie bereits in seinen anderen Filmen, die ich gesehen habe, sehr gut gewählt ist.
Ein mitreißender, keineswegs langatmiger Film, der außerdem sehr gut besetzt ist.
Nun zu der Spiegelkritik, die hier nochmal zu finden ist.
Ich bin nach wie vor der Meinung, dass das eine persönliche Sache zwischen dem Autor dieser Kritik und Wim Wenders sein muss.
Oder der Typ war komplett auf Drogen als er das geschrieben hat. Das passt hinten und vorne nicht. Der Spiegel ist ja an sich eine sehr seriöse Zeitschrift, die ich selbst auch sehr gerne lese. Wenn sie es bleiben will, sollten da im Kulturbereich dringend ein paar Köpfe rollen.
Das war mein Wort zum Sonntag.
Also ignoriert die Kritiker und seht euch schnell diesen Film an.