Manderlay

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Murillo
die graue Eminenz
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Manderlay

Beitrag von Murillo »

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DK 2005, R: Lars von Trier
D: Bryce Dallas Howard, Isaach De Bankolé, Danny Glover, Willem Dafoe,

Manderlay lag einsam in der weiten Ebene, irgendwo tief im Süden der USA. Man schrieb das Jahr 1933, und Grace und ihr Vater hatten gerade Dogville verlassen und befanden sich auf dem Heimweg nach Denver. Aber zu lange Abwesenheit ist eine ernsthafte Angelegenheit im Gangstergeschäft, und während die Katze aus dem Haus war, gab dies den Mäusen ausgiebig Zeit, auf den Tischen zu tanzen. Graces Vater und seine Schurkenarmee hatten den ganzen Winter erfolglos damit verbracht, nach neuen Jagdgründen zu suchen. Jetzt, da der Frühling gekommen ist, fahren sie südwärts, um in einem letzten Versuch einen geeigneten Ort zu finden, an dem sie ihre Zelte aufschlagen können. Im Staate Alabama hält ihre Autokolonne zufällig vor einem großen Eisentor, das mit einer dicken Kette und einem Schloss gesichert ist. Neben dem Tor erhebt sich eine tote Eiche über einem mächtigen Felsen, in dessen Granit der Name MANDERLAY in wuchtigen Lettern geschlagen wurde.
(http://www.filmspiegel.de)
[hr]
So, jetzt ist die Katze endlich aus dem Sack.
Dass Nicole Kidman nicht mehr dabei ist, hat dem Film wirklich ein bisschen geschadet, allerdings war es nicht so schlimm, wie der ein oder andere hier erwartet hat.
Bryce Dallas Howard ist eine großartige Schauspielerin, die zwar nicht an Nicole Kidman heranreicht, ihre Sache aber sehr gut macht, auch wenn die Rolle der Grace durch sie einen vollkommen anderen Charakter bekommt (DAS war das wesentliche Problem an dieser Umbesetzung).
Dass Willem Dafoe James Caan ersetzt fällt dagegen überhaupt nicht auf (wirklich nicht! :lol: )
An "Dogville" reicht dieser Film leider nicht ran, konnte man aber auch nun wirklich nicht erwarten. Er ist aber viel mehr als nur ein Ableger und sicherlich das beste, was gerade im Kino läuft.


"Wenn etwas klappt, ist es meistens nur Glück. Deshalb sollte man nie zuviel Ahnung von einer Sache haben" (alte japanische Programmiererweisheit)

Neulich im Waschsalon:
"Nachdem mir bereits "Network" sehr gut gefallen hat, gewinne ich langsam wirklich Respekt vor Sidney Lumet."
"Du unnützer nichtsbringender mittzwanziger Fliegenschiss bekommst "langsam" Respekt vor Sidney Lumet?"
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Nikkita
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Beitrag von Nikkita »

So habe den Film nun endlich auch gesehen. Also zum einen kommt er natürlich nicht an Dogville heran, dass hatte ich aber bereits vorher vermutet.

Dogville ist und bleibt ein absolutes Meisterwerk.

Zum anderen ist es schon schwer verdaulich, dass N. Kidman nicht mehr mitspielt. So sehr Bryce Howard auch eine vernünftige Vorstellung geliefert hat, so sehr kommt sie doch nicht an Kidman ran.

Doch der Film hat auch seine Stärken. Die liegen allerdings mehr auf der geistigen Ebene, als in der technischen und visuellen Umsetzung, denn die improvisierte Bühne ist auch kein Novum mehr. Es hat nicht mehr diesen revolutionären Charakter wie bei Dogville noch.

Nein, es sind vielmehr die Fragen, die man sich unweigerlich stellt:
Was ist eigentlich Demokratie? Wo hat sie ihre Grenzen? Und vorallem, wie hoch darf der Preis sein, den man für sie bezahlt?

Fragen auf die jeder seine eigene Antwort finden muss....oder entscheided doch letztendlich das Kollektiv....???


Auf jeden Fall ein sehenswerter Film. Bei dem, dem Zuschauer natürlich auch nicht die Amerika Kritik entgeht, die zum Schluss durchaus zynisch wird.

Definitiv aber auch nicht der Beste von Trier.


"Film ist die Übermittlung von Gedankeninhalten durch Bilderreihen, die zur Projektierung bestimmt sind."
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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Muhahahahahahahaha!

Jetzt kann ich nach Jahren endlich richtig laut und fies lachen.
Nicht, weil mir der Film nicht gefallen hätte, den ich gestern Abend gesehen habe.
Nein! Sondern weil unser Muri hier vorher so dermaßen überzeugt davon war, dass "Manderlay" einer der besten Filme aller Zeiten wird und am Ende dann doch nur eine relativ spärliche Kritik (siehe oben) herausgekommen ist bei der man die Enttäuschung darüber in jeder einzelnen Zeile merkt. Hihihi! (ja, ich weiß, ich bin fies).
Aber wenn jemand sogar andauernd in anderen Thread, die überhaupt nichts mit dem Thema zu tun haben von diesem Film schwärmt...

aus dem "Garden State"-Thread:
Murillo hat geschrieben:Ich glaube zwar, dass "Manderlay" durchaus das Potenzial hat, "Garden State" noch zu übertreffen, allerdings wird sicher der Kinobesuch zu diesem Film sicherlich lohnen.
Murillo hat geschrieben:Detlef P. und ich haben uns den Film eben im schlechtesten Kino Bielefelds ( :mrgreen: ) angesehen.

Ich bin mit sehr niedrigen Erwartungen an diesen Film rangegangen, da ich ahnte, dass ich nur enttäuscht werden würde, wenn ich in Hinblick auf diesen Film dermaßen euphorisch gewesen wäre wie Detlef. Bei "Manderlay", der hoffentlich auch bald in die Kinos kommen wird (jaja, ich weiß. Ich erwähnte es bereits in einigen anderen Threads) werde ich mir die hohen Erwartungen ganz einfach nicht verkneifen können (Lars von Trier :huld: :huld: :huld: ),...ähm, aber zurück zum Thema:

aus dem "Hotel Ruanda"-Thread:
Murillo hat geschrieben:Meiner Meinung nach nach wie vor der bislang beste Kinofilm des Jahres. Mal gucken, wie "Manderlay" morgen wird. :mrgreen:
Aber "Hotel Ruanda" kann ich nur wärmstens weiterempfehlen.

...und in Threads, die vom Thema handeln schwer übertreibt...

aus dem "Cinema jubelt 'Manderlay' hoch"-Thread:
Murillo hat geschrieben:Ich habe es doch immer gesagt... :xmas: - auch wenn ich den Kritiken der Cinema nicht mehr so wirklich vertrauen mag- Lars von Trier ist ein Gott und dieser Film wird alles in den Schatten stellen (letzteres ist womöglich etwas übertrieben).
Ich bin nach wie vor sehr gespannt und kann den 10. November kaum noch abwarten.
...freue ich mich doch irgendwie ein bisschen über diese gnadenlose Enttäuschung :lach: :fuckU:

Ich fand den Film durchaus gelungen. Es war nicht der beste, aber auch nicht der schlechteste Film von Larsi.
Bryce Dallas Howard wirkte wesentlich jugendlicher, kindlicher und naiver, was ich aber ehrlich gesagt genau passend fand.
Denn Nicole Kidman hätte man diese Naivität nicht so leicht abgekauft.
Ich hatte sogar das Gefühl, dass Lars von Trier hier eine vollkommen neue Grace zeigen wollte. Eine Grace, die nicht wirklich von den Geschehnissen in "Dogville" beeinflüsst wurde. Denn ich glaube, dass diese Grace, die die Tortur in "Dogville" durchlebt hat, viel reifer und erfahrener mit den Leuten auf der Farm umgegangen wäre.
In manchen Szenen hatte ich fast das Gefühl, dass ein kleines Kind mit ein paar Menschen ein bisschen Demokratie spielen darf.

Brilliant fand ich vor allem, dass der Film keine eindeutige oder einseitige Sicht der Dinge dargestellt hat. Er hat viele Fragen, auch unbequeme Fragen gestellt, diese aber nicht selbst beantwortet, sondern den Zuschauer damit zurück gelassen.
Und der provokante Abspann war das Sahnehäubchen auf dieser kleinen Filmperle.
Insgesamt ein weiterer gelungener Film von Larsi. Nur nicht DAS überbordernde Meisterwerk.

Detlef P.: HAHAHAHAHAHAHAHA (dreckige James-Bond-Bösewicht-Lache) :twisted:

Murillo: O.k., Detlef P., dieses Mal hast Du gewonnen, aber wir werden uns wiedersehen
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"Willst Du etwas wissen, so frage einen Erfahrenen und keinen Gelehrten." (chin. Sprichwort)

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Wenn "2010" die Fortsetzung zu "2001" sein soll, dann ist "Sieben" das Prequel zu "8½". (Ich)

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Murillo
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Beitrag von Murillo »

*langsam applaudierend aus em Schatten der Säule hervortretend*

Ok, Detlef P.. Die Schlacht hast Du gewonnen, aber den Krieg noch lange nicht. Das ist alles Teil meines Masterplans.

Offensichtlich hast Du dier diesen Film endlich auch angesehen. Es ist schon merkwürdig, dass Du ihn im Endeffekt wahrscheinlich besser fandest, als ich.
Dass ich mir im Vorfeld in mehreren Threads einen auf den Film heruntergeholt habe, war mir komplett entfallen. Aber vielen Dank für diese historische Dokumentation meiner Enttäuschung hinsichtlich dieses Films.


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Detlef P.
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Beitrag von Detlef P. »

Bitte, bitte, immer gerne :mrgreen:
Tja, das könnte tatsächlich die Ursache haben, die ich letztens schon im "Filme und die Gefühle, die man für sie hat"-Thread angesprochen habe.
Mir ist es auch schon passiert, dass ich von Filmen im Vorfeld zuviel erwartet habe und dann enttäuscht wurde. Und oft lag es tatsächlich nur an den hohen Erwartungen. Wenn ich die nicht gehabt hätte, hätten mir die Filme sogar gut, oder zumindest besser gefallen.
Ich könnte mir sogar vorstellen, dass Du "Manderlay" jetzt, nach so vielen Jahren, besser finden würdest als damals, wenn Du ihn jetzt nochmal schaun würdest.


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